Die frühen Neunziger: Eso-Dancefloor; ein weißer Rapper, die niemals gerappt hat und trotzdem angesagt war; SNES & Gameboy; Radlerhosen; Bauchtaschen; Fischbretter (Skateboards)... und wir waren mittendrin. Der doofe Fasching wurde damals in meiner Schule nicht gefeiert, weil die USA in den Irak gerockert ist, im Klebstoff waren noch richtige Lösungsmittel und auch sonst war die Welt mehr als in Ordnung, Ice-T konnte noch rappen und war nirgends auf der Leinwand zu sehen, schon gar nicht in Pornos und ich sammelte meine ersten Erfahrungen auf dem heißen Terrain Sex, Drugs & Rock'n'Roll auf die ich auch besser verzichtet hätte.
Ende der Achtziger schwappte aus Amerika eine neue Welle zu uns rüber, die Transformers, MASK und dem ganzen anderen Kram gehörig in die Eier trat und dafür sorgte, dass der Pizza-Konsum unter den Kids gehörig anstieg: die Ninja-Turtles.
Aufrecht gehende Schildkröten! Mit Ninjitsu-Skills! *wild gestikulier* Ganz grosses Völkerball...
Warum ich mir das Höschen nassmache und euch das erzähle? Palladium hatte Mitte der Achtziger ein Rolllenspiel herausgebracht "Teenage Mutant Ninja Turtles & other Strangeness", noch lose auf den alten Comics basierend. Es sollten noch knapp zwei Jahrzehnte vergehen, bevor der Franchise mit Animationstechnik und Knubbel-Ninjas vergewaltigt wurde.
Aber zurück nach 1993: Das Leben lief nicht so wie geplant, meine damaligen Damenbekanntschaften schienen Knutschen und Händchenhalten für das höchste der Gefühle zu halten, meine Skateboardskills waren auch eher bescheiden und selbst mein jüngster Bruder polierte mir regelmässig bei "Street Fighter 2" die Fresse.(Eine Tatsache für die er bis heute noch bluten muss). Eines lauen Sommerabends als die Langeweille uns mal wieder bei den Eiern packte, selbst Basic Instinct lockte uns damals nicht mehr hinter dem Ofen vor, kam ein Freund von mir auf die grandiose Idee mal Rollenspiele auszuprobieren. Seine Brüder, die alle älter, weiser und viel cooler als wir waren, taten das schließlich auch... Nachdem alle homophoben Ressentiments ausgeräumt waren, man sich einig war, das nichts mehr ging und der Basketballplatz jetzt in der Hand von Faschos war und man sich dort besser nich blicken lassen konnte, war die Entscheidung gefallen.
Fünf Minuten später saß man ein wenig hilflos dann vor dem Buch, welches man vorsichtig beäugte... Es dauerte 2 Stunden und 2 Döner pro Nase, Tiere kamen dabei allerdings nicht zu Schaden, bis unser Kumpel, der der englischen Sprache mächtig war, sich durch das Buch gerackert hatte und wir hatten unsere sich liebenden und sorgenden Eltern darüber informiert, wo wir die Nacht verbringen würden...
Soviel dazu wie ich zum Rollenspiel gekommen bin... durch ein Lizensprodukt meiner Kindheit und nicht nur deshalb hat es TMNT verdient, dass ich fast 15 Jahre später ein paar Worte darüber verliere...
Yes we can bleed, but you can do it better...
Wie in allen(?) Paladium-Publikationen (jedenfalls sagt die Innenseite, dass es voll kompatibel mit Heroes Unlimited, Ninjas & Superspies und anderen Rollenspiel vom Verlag sei...) beruht das System auf einer Art D&D-Derivat(Es gibt sogar GESINNUNGEN!): Die Attribute werden artig ausgewürfelt, ebenso wie der Tiertypus und der Mutationsgrund (beides hat zugleich auch Einfluss auf Skills und Ausrüstung hat). Dann darf man selbst anlegen und sich mit einem Baukasten seinen Mutanten basteln, je menschenähnlicher er ist oder will man krasse PSI-Kräfte haben, umso mehr Punkte gehen dafür drauf. Übrigens ermutigt TMNT sich Teamcharaktere zu bauen, die Boni erhalten... Dann kommt die Skillauswahl und zuletzt das fröhliche Geld-für-Waffen&anderen-Kram-Eintauschen. Aufgefrischt wird das Regelwerk durch Illustrationen, die teilweise direkt aus dem Comic übernommen wurden. Ansonsten bekommt man noch Horden von Antagonisten, Charakter-Builds aus der Serie und sogar 5 Abenteuer mitgeliefert.
Was soll ich sagen, unser erstes Abenteuer hatte soviel Inhalt wie ein Bodycount-Song, wir machten eifrig Bullen, Bösewichte und unschuldige Passanten platt und bekamen am Ende die Chicks (trotz Fell).
Es war immerhin ein Anfang...
Ein halbes Jahr später konvertierten wir dann TMNT auf Cyberpunk 2020 und hatten für ein paar Jahre Spaß mit verchromten Opossums, Arasaka-Wildschweinebern und wild mit Eiergranaten um sich werfenden Entensolos...
Bigby Wolf, Nostalgie-Pippi in den Augen
6 Kommentare:
Was soll ich sagen, unser erstes Abenteuer hatte soviel Inhalt wie ein Bodycount-Song, wir machten eifrig Bullen, Bösewichte und unschuldige Passanten platt und bekamen am Ende die Chicks (trotz Fell).
Das ist immer noch besser als so manche "serious game"-Abenteuer "erfahrener" Rollenspieler.
Ansonsten kann ich jeden verstehen der vom Palladium-System Abstand nimmt... Und CP2020 ist keine schlechte Wahl um das Feeling des Originals einzufangen. Sogar der fliegende Straßenkreuzer der Dimension-X-Kids (AVs) und Bebops&Rocksteadys Strahlenwaffen (Laser, Microwaver...) sind schon drin!
TMNT ist jawohl eine der genialsten shopping-list tweaking engines der frühen 90er. Ohne die Last eines HERO oder GURPS konnte man nach lustigen Gutdünken seine Spielfiguren basteln und hat gleich die visuelle Entsprechung mitgeliefert bekommen.
*schwelg*
Was dem Spiel zusätzlichen Schliff verliehen hat, waren das Zusatzbuch Mutants in Orbit und die Quellen/Abenteuerbände After the Bomb und Road Hogs.
Die restlichen hab ich ja nie leider zu Gesicht bekommen... *snüff*
Und schlecht finde ich auch heute noch das Palladium-System nicht... es ist nur irgendwie angestaubt und verzettelt sich oftmals, was es unnötig kompliziert macht...
Die damalige Konversion war nur deshalb entstanden, weil wir Cyberpunk & Mutanten haben wollten und wir mit dem CP 2020 besser klargekommen sind...
Hm, B!, Berliner und SLA... Der Personenkreis lichtet sich allmählich.
Und ich dachte mich erkennt man an meinem Schreibstil *Augenblinker*
Transdimensional TMNT ist auch ganz cool. Mutants of the Yucatan hab ich nie besessen. Mutants in Space ist mir zu sehr auf RIFTS ausgerichtet gewesen.
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